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Zerbrochen

Klirr! Mit einem lauten Knall landet der handgemachte Tonkrug auf dem Boden. Ein Geschenk meiner Mutter. Zerbrochen in tausend Einzelteile.

Erschrocken blicke ich auf den Scherbenhaufen. Hilflosigkeit. Enttäuschung. Ärger. Wut auf mich selbst, darüber nicht achtsam genug damit umgegangen zu sein.

Seufzend hole ich Schaufel und Besen und kehre alles bis auf die kleinste Schreibe zusammen.

Während ich kehre kommen mir dir Tränen. Ich bin richtig sauer und wütend. Auf mich, meine Schusseligkeit, den Moment und überhaupt alles.

Vieles fühlt sich zurzeit zerbrochen an. Gebrochenheit einer Zeit in der sich mein Herz nach Ganzheit, Heil sein, Frieden und Harmonie sehnt. 

Ich schlucke eine Träne herunter, stehe auf, um die Scherben in den Müll zu werfen und lehne mich an den Küchenschrank. 

Mein Blick geht in Richtung Fenster. Eine Kerze leuchtet. Dahinter eine Karte. Maria und Joseph, gebeugt über die Krippe. Das Jesuskind. Im Hintergrund spielt Spotify amerikanische Weihnachtsklassiker ab.

Es ist Advent!

Ich will das nicht! Ich will sie nicht, die Gebrochenheit! Ich will sie nicht, die Hilflosigkeit! Ich will sie nicht, die Enttäuschung! Ich will ihn nicht, den Ärger! Ich will sie nicht, die Wut!

Dennoch sind sie da und konkurrieren mit dem Kind in der Krippe und Michael Bublé um meine Adventsgefühle.

Seufzend nehme ich meine Gefühle wahr. Ich nehme meine Widersprüchlichkeit wahr. Jetzt in diesem Moment. Spüre die Sehnsucht in mir. Gebe ihr Raum. Heiße sie Willkommen mit einer Tasse Tee zur Beruhigung  in der Hand.

Ich nehme sie an, meine widersprüchlichen Gefühle. Nehme die Grundspannung wahr.  Das ist gelebte Sehnsucht im Hier und Jetzt. Spüre neben allen Gegensätzen die Lebendigkeit in mir. Nehme meine eigene Begrenztheit wahr. Erlebe Schmerz und adventliche Vorfreude zugleich. Träume von Frieden und Gerechtigkeit.

Einfach da sein und in Berührung kommen mit meiner Sehnsucht.  Meine persönlichen Ansprüche und mein überhöhtes Harmoniebedürfis durchbrechen. Annehmen was ist.

Weitergehen im Advent. Meiner Sehnsucht entgegen! Weitergehen im Advent. Jesus entgegen! Auch das ist adventliches Sein.

(Steffi)